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Feminismen Solidarität mit Lateinamerika

„Kein Hindernis wird die Hoffnung auf einen volksnahen und kommunalen Feminismus zerstören“ – Re:volt magazine

Das Interview enstand als Teil der Solidaritätskampagne des Bloque Latinoamericano Berlin mit venezolanischen sozialen Bewegungen, die weiter Widerstand leisten gegen die Folgen der Wirtschaftsblockade, die politische Krise und die wiederholten Interventionsversuche imperialistischer Kräfte.

Aquarella [Bloque]: Hallo liebe Genossinnen von Frauen für das Leben (Mujeres por la Vida). Erzählt uns doch erstmal etwas über euer Projekt. Wer sind Mujeres por la Vida?

[MplV:] Wir sind eine autonome und selbstverwaltete feministische Organisation. Durch die Förderung der aktiven Partizipation von Frauen aus den Armenvierteln, durch das Bereitstellen von Bildungsräumen auf den Prinzipien der Volksbildung beziehungsweise Bildung von unten und durch die Schaffung von Räumen gegenseitiger Unterstützung, Fürsorge und Selbsthilfe unter Frauen, tragen wir zum Aufbau von lokalen, selbstverwalteten Gruppen bei. Dort werden feministische Strukturen, Beziehungen und Lebensformen entwickelt, die sich den kapitalistischen und patriarchalen Werten entgegenstellen.

Aquarella [Bloque]: Seit wann gibt es euch denn schon und wo lagen und liegen eure Arbeitsschwerpunkte?

[MplV:] Mujeres por La Vida entstand ursprünglich im Jahr 1992 als Kollektiv städtischer, armer Frauen in La Carucieña, Barquisimeto, der Hauptstadt des Staates Lara. Die Stadt befindet sich 450 Kilometer östlich von Caracas. Wir schlossen uns zusammen, um gegen die Armut und die schlechten Lebensumstände unserer Gemeinschaft zu kämpfen, die die Konsequenz der Implementierung des neoliberalen Systems in unserem Land waren. Besonders hart traf er aber die Frauen. Wir reden deshalb von einer Feminisierung der Armut. Gleichzeitig kämpften wir gegen die Diskriminierung und Gewalt, die Frauen erfahren – allem voran gegen häusliche Gewalt. Wir hatten damals keine legalen Instrumente, um uns zu schützen. In den 90er Jahren bestand unsere Arbeit in der Organisation von Vorträgen und Diskussionen, Film-Clubs, Demonstrationen und Radioprogrammen, um die Diskriminierung und Unterdrückung zu verurteilen, der wir als Frauen und und als Arme ausgesetzt waren. Wir waren auch an den damaligen gesellschaftlichen und politischen Prozessen beteiligt, die zum Ausbruch der bolivarianischen Revolution führten. Sie nahm ihren Anfang mit dem Wahlsieg des Comandante Hugo Chávez und dem verfassungsgebenden Prozess im ganzen Land. Seit dem Jahr 2000 arbeiten wir bewusst feministisch und mit einem Verständnis von Patriarchat, zu dem uns ein Kollektiv von öko-feministischen Genossinnen inspiriert hatte. In dieser Zeit sammelten wir unsere ersten Erfahrungen in der Organisation feministischer Bildung. Wir nannten das Schule der freien Frauen.

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