Heutzutage migrieren Millionen von Menschen, um sich und ihren Familien ein besseres Leben zu ermöglichen. Migration ist so alt wie die Menschheit selbst und es gibt viele verschiedene Gründe zu migrieren. Allerdings sind heutzutage immer mehr Menschen gezwungen, ihre Territorien zu verlassen, weil es ihnen dort nicht mehr möglich ist, ein würdiges Leben zu führen. Dies ist das Ergebnis von Ausbeutung und sozioökonomischer Instabilität, die durch die globale Politik der Länder des Nordens und ihrer Verbündeten im Süden verursacht wird.
Zu migrieren erlaubt uns aus erster Hand zu erfahren, dass die globale Arbeitsteilung und die Rolle unserer Bevölkerungen darin den Wohlstand in Gesellschaften wie der deutschen erst ermöglichen. Es gibt unterschiedliche Erfahrungen mit Migration. Es gibt diejenigen, die mit einer Studien- oder Arbeitserlaubnis, einem Heiratsvisum oder einem europäischen Pass einwandern und diejenigen, die ohne Papiere einwandern und von den europäischen Staaten kriminalisiert werden. All diese Erfahrungen sind, wenn auch auf unterschiedliche Weise, Teil eines Prozesses der zunehmenden Prekarisierung des Lebens von Migrant*innen. Mit besonderer Härte leiden unter dieser Prekarität feminisierte Körper, da sie die Hauptlast der Sorgearbeit tragen. Dadurch, dass wir in diese Länder kommen, um uns um die Alten und Kinder des Nordens zu kümmern, verschärft sich die globale Dimension der Krise der Sorgearbeit. Dort wie hier sehen wir, dass wir die Löcher eines institutionellen Systems der Sorgearbeit (z.B. im Gesundheits- oder Bildungswesen) füllen müssen, das aufgrund der fortschreitenden Privatisierung und dem Abzug von finanziellen Mitteln für die Mehrheit nicht in der Lage ist, ihre Bedürfnisse zu erfüllen.
Die Prekarisierung ist eine Realität, von der wir als Migrant*innen besonders betroffen sind, die aber auch andere unterdrückte Gesellschaftsschichten betrifft. Deshalb halten wir es für wichtig, in den Nachbarschaften präsent zu sein, wo wir ständig mit anderen Kollektiven und Nachbar*innen zusammenarbeiten. Gleichzeitig verlieren wir nicht die Bedeutung unserer Präsenz auf der Straße aus den Augen, wo wir für unsere Forderungen eintreten und die anderer migrantischer und nicht-migrantischer Kollektive mittragen.
Wenn wir migrieren, bringen wir etwas aus unseren Territorien mit: Wir bringen Lebens- und Beziehungsformen, Gefühle und Wünsche mit. Diese Formen sind die Saat des Widerstands, den wir in den neuen Territorien, die wir nun bewohnen, säen wollen. Vom Bloque Latinoamericano aus stoßen wir die Organisierung von Migrant*innen an, um gegen die Prekarität des Lebens zu kämpfen. Derzeit konzentriert sich unsere Arbeit auf zwei der vielen Bereiche des migrantischen Lebens, die von der Prekarität betroffen sind: die Arbeitsbedingungen und der Zugang zu Wohnraum.
Wir organisieren uns gegen prekäre Arbeitsbedingungen
Mit dem Bloque Latinoamericano schaffen wir Räume, in denen wir migrantischen Arbeiter*innen uns treffen, uns über unsere Rechte aufklären und gemeinsame Strategien finden können, um diese zu verteidigen. Wir sehen immer deutlicher, dass die deutsche Wirtschaft auf migrantischer Arbeit aufbaut, und wir sind es, die die Jobs unter den schlechtesten Bedingungen übernehmen, wie in der Pflege, dem Delivery oder der Gastronomie. Wir sehen immer deutlicher, dass Plattformen wie Helpling, Gorillas, Lieferando, Flink usw. unser Leben prekarisieren und die Arbeitsrechte untergraben. Wir sehen aber auch, dass die migrantische Bevölkerung diese Situation satt hat und aktiv mit Selbstorganisation und Kampf reagiert.
Wir setzen uns für das Recht auf Stadt ein
Vom Bloque Latinoamericano aus wollen wir uns auch mit der Wohnungskrise auseinandersetzen, die die gesamte Bevölkerung betrifft, Migrant*innen aber mit besonderer Härte trifft. Vor dem Hintergrund der Immobilienspekulation und des brutalen Preisanstiegs der Konsumgütern sind es wir Migrant*innen, die die größten Schwierigkeiten beim Zugang zu Wohnraum haben, vor allem weil wir bei unserer Ankunft in der Stadt nur wenige Unterstützungsnetzwerke haben, was uns dem Rassismus, der Manipulation und Misshandlung durch Eigentümer*innen und Vermieter*innen aussetzt. Hinzu kommen die verschiedenen Formen der Gewalt, die wir auf unserem Weg durch die öffentlichen Institutionen durchlaufen müssen, um die erschöpfende Liste der bürokratischen Vorgänge zu absolvieren, die notwendig sind, um sich in Berlin niederzulassen. Und selbst wenn wir bereits seit vielen Jahren hier leben wiederholt und vertieft sich dieser Prozess immer wieder aufs Neue.
Angesichts einer Stadt, die uns ausgrenzt, reagieren wir mit gegenseitiger Solidarität und Organisation unter dem Motto: Die Stadt ist für Alle da!
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